Das zehnjährige Mädchen Natascha Kampusch wird 1998 auf dem Weg zur Schule von dem arbeitslosen Nachrichtentechniker Wolfgang Priklopil entführt. 8 Jahre lang wird sie in einem zwei mal drei Meter großen Bunker, unter dem Haus des Entführers, gefangen gehalten. Priklopil quält das kleine Mädchen mit Erniedrigungen und Demütigungen, Nahrungsentzug und Schlägen. Auch ihren richtigen Namen darf sie nicht mehr behalten und wird fortan nur noch „Bibi“ genannt. Als Natascha zu einer jungen Frau heranwächst, wird sie von ihm auch noch sexuell missbraucht.
Widersprüchlicherweise gibt es auf der anderen Seite Geschenke und Belohnungen, Besuche im Baumarkt und einen Skiausflug. 2006, nach genau 3096 Tagen Gefangenschaft, gelingt Natascha die Flucht. Wolfgang Priklopil nimmt sich daraufhin das Leben.
Vom Natascha Kampusch Fall haben bestimmt die Meisten gehört. Er ging weltweit durch die Medien. Im Radio, Fernsehen, in Zeitungen und im Internet wurde darüber berichtet. Frau Kampusch gab einige Interviews und veröffentlichte 2012 ihre Biographie. Erstaunlicherweise gibt es über Natascha durchaus geteilte Meinungen. Einige haben Mitleid mit ihr und ihrem Schicksal und bewundern sie für ihre Stärke, manche wiederum sind von ihr und ihrer Medienpräsenz genervt, andere hassen sie sogar und beleidigen sie auf offener Straße. Des weiteren hat sie sich auch noch unschön mit ihren Eltern entzweit. Kein einfaches Schicksal, ich wünsche es wirklich keinem. Ich möchte auf keinen Fall mit ihr tauschen und bezweifle ernsthaft, nach allem was sie schon als Kind erleben musste, das sie jemals ein wirklich normales Leben führen wird…
Biographien, ob in Buch- oder Filmform, sind immer sehr schwer zu bewerten. Letztendlich sieht oder liest man ja eine wahre Begebenheit, bei denen es Fremden eigentlich nicht zusteht eine persönliche Bewertung abzugeben. Ich werde trotzdem ein wenig zum Film sagen. In wie weit der Film der Buchvorlage gerecht wird, kann ich leider nicht sagen, da ich das Buch noch nicht gelesen habe. Ich habe aber schon von der ein oder anderen Veränderung gelesen. Allerdings nichts gravierendes, von daher ist es ok.
Der Film erzählt Nataschas Geschichte in einem langsamen und nüchternen Tempo. Er wirkt fast wie eine Dokumentation und ist sehr authentisch gemacht. Da ich vorher nur die bekannten Eckdaten kannte, erfuhr ich dank des Films noch einiges mehr. Wer sehr vertraut mit dem Fall ist, den wird dies vielleicht stören, da es keine „neuen“ Informationen oder Erkenntnisse gibt. Letztendlich ist „3096 Tage“ einfach die Filmversion des Buches. Einen gravierenden Unterschied zur Vorlage gibt es allerdings schon und das sind die Vergewaltigungsszenen. Im Buch werden diese offensichtlich nicht beschrieben, im Film nehmen sie einen nicht unwichtigen Platz ein.
Letztendlich liegt das meiste Gewicht aber auf den Schultern der Schauspieler und „3096 Tage“ gehört zu einem der wenigen aktuellen Filme, in denen bis zur kleinsten Nebenrolle perfekt gecastet wurde. Alle Darsteller sind wirklich mit Leib und Seele dabei und beherrschen perfekt ihre paradoxen Charaktere. Allen voran Antonia Campbell-Hughes und Thure Lindhardt die Natascha Kampusch und Wolfgang Priklopil spielen. Aber auch Amelia Pidgeon, die Natascha als Kind spielt, macht ihre Sache sehr gut.
Abschließend bleibt mir eigentlich nur zu sagen, jeder der sich in irgendeiner Art und Weise für den Fall von Natascha Kampusch interessiert oder das Buch gelesen hat, sollte sich den Film einmal anschauen.
Titel |
3096 Tage |
Originalsprache |
Englisch |
Erschienen |
2013 |
Laufzeit |
109 Minuten |
Darsteller |
Antonia Campbell-Hughes, Amelia Pidgeon, Thure Lindhardt, Trine Dyrholm, Roeland Wiesnekker |
Regisseurin |
Sherry Hormann |
Buchvorlage |
„3096 Tage“ von Natascha Kampusch |
Genre |
Drama, Biopic |
FSK |
ab 16 Jahren |
Hinterlasse eine Antwort