Nordamerika, 1823. Der Trapper Hugh Glass wird auf einer Expedition durch die Wildnis von einem Grizzlybären angegriffen und dabei fast getötet. Da es für den Rest der Truppe zu anstrengend wäre, den schwerverletzten Glass bis zum nächsten Ort zu bringen, bestimmen sie 2 Männer die Glass bis zu seinem Tod beistehen sollen.

Ausgerechnet der skrupellose und hinterhältige John Fitzgerald und der junge und naive Jim Bridger melden sich freiwillig um Hugh Glass seine letzte Ehre zu erweisen. Nicht mehr als zwei Tage gibt man Glass noch, bis er endgültig stirbt. Doch dieser ist zäher als vermutet. Daher will Fitzgerald das Ganze selbst in die Hand nehmen und Hugh erschießen. Hawk, Glass Sohn, kann dies gerade noch verhindern, wird aber zu Strafe vom wütenden Fitzgerald erstochen. Dieser hebt daraufhin ein flaches Grab aus und schmeißt den immer noch lebenden Glass hinein. Fitzgerald und Bridger fliehen anschließend und lassen Glass zum sterben zurück.

Doch keiner hat mit Hugh Glass‘ unbändigem Überlebenswillen gerechnet. Kälte und Schmerzen zum Trotz, kämpft er sich Stück für Stück in’s Leben zurück und hat dabei nur eins im Sinn – Rache!

Als ich die ersten Bilder zu „The Revenant“ sah, war ich mir eigentlich recht schnell sicher, dass mich dieser Film nicht interessiert und ich ihn mir daher auch nicht anschauen werde. Dies änderte sich erst, als ich den Trailer im Fernsehen sah und ab da war der Film auch schon auf meiner Watchlist vermerkt.

Schon vor dem Kinostart rückte der Film, auf Grund der harten Dreharbeiten, in den Fokus. 7 Monate Dreharbeiten bei Eiseskälte, 2 Stunden Drehzeit pro Tag, da nur mit natürlichem Licht gedreht wurde, nur wenig CGI, Probleme mit Unterkühlung, wechselnde Crewmitglieder, eine Verlagerung der Dreharbeiten von Kanada nach Argentinien, auf Grund der Wetterveränderungen usw.

Die Strapazen haben sich letztendlich aber bezahlt gemacht. „The Revenant“ ist ein visuelles Meisterwerk geworden und bekam bereits 3 Golden Globes verliehen – für Bestes Drama, Bester Hauptdarsteller und Beste Regie. Bei den kommenden Oscars ist der Film in 13 Kategorien nominiert und wird bestimmt auch den ein oder anderen Oscar abräumen.

Der Film basiert auf der Buchvorlage „Der Totgeglaubte“ von Michael Punke. In Buch und Film geht es um Hugh Glass, einen Trapper, der 1823 von einem Grizzlybären angegriffen und von seinen Kameraden zum Sterben zurückgelassen wird. Statt zu sterben überlebt Glass und kämpft sich, trotz widriger Umstände, zurück in’s Leben.

Neben den realen Personen, wie Hugh Glass, John Fitzgerald und Jim Bridger, wurden für Buch und Film noch weitere Charaktere erschaffen. U.a. Glass‘ halbindianischer Sohn Hawk. Normalerweise bin ich kein Fan davon, reale Geschichten zu verändern, aber bei „The Revenant“ fand ich alle Veränderungen passend und stimmig.

So entstand im Film eine außergewöhnliche und schöne Vater-Sohn-Beziehungen zwischen Hugh und Hawk, von der ich gern noch mehr gesehen hätte. Und dessen Tod ist es letztendlich auch, der Glass zum Rächer werden lässt. Der wahre Glass hatte keinen Sohn und führte auch keinen Rachefeldzug.

Neben dem Wunsch zu Leben und sich zu rächen ist „The Revenant“ auch eine Geschichte über das Amerika im 19. Jahrhundert. Die blutigen Konflikte zwischen den Europäern und den Indianern, aber auch die andauernden Kriege zwischen den verschiedenen Indianerstämmen. Ein systematisches Töten und Ausrotten von Menschen und Tieren. Es gibt kaum Zusammenhalt, denn eigentlich ist jeder ein potenzieller Feind.

Während es hin und wieder Filme über die Sklaverei oder Rassentrennung in den USA gibt, gibt es für Filme über die brutale Eroberung Amerikas kaum einen Platz. Vor allem im Mainstreamkino. Daher finde ich es besonders gut, dass sich „The Revenant“ u.a. auch diesem Thema annimmt. Hugh Glass fungiert dabei sehr schön als Vermittler zwischen den „Welten“ und scheint dabei einer der wenigen zu sein, für die Empathie kein Fremdwort ist.

Neben Leonardo DiCaprio als Hugh Glass und Forrest Goodluck als sein Sohn Hawk, spielen Tom Hardy als durchtriebener und hinterhältiger John Fitzgerald, Will Poulter als naiver Jim Bridger und Domhnall Gleeson als gewissenhafter Captain Andrew Henry wichtige Rollen. Ein allgemein sehr starker Cast, aber vor allem Tom Hardy als Widersacher ist mir hier sehr positiv aufgefallen.

Letztendlich hat der Film aber auch seine Schwächen. Er war mir persönlich einen Tick zu lang. Die Story ist sehr dünn, die Dialoge sind auf ein Minimum reduziert und es gibt keine Überraschungen oder Wendungen. Der Überlebenskampf und die Rache machen gut 90% des Filmes aus. Ich hätte gern noch viel mehr von der Vater-Sohn-Beziehung und noch ausführlichere Informationen zu Glass‘ Vergangenheit gehabt. Der finale Showdown zwischen Glass und Fitzgerald war mir auch zu lang und ausführlich. Auch finde ich es nicht gut, dass tatsächlich echte Tierkadaver und Innereien verwendet wurden. Das muss heutzutage echt nicht mehr sein!

Trotz der Kritik ist „The Revenant“ einer der interessantesten Filme, die in den letzten Jahren erschienen sind. Nichts sieht oder klingt nach einem Hollywoodfilm. Man hat wunderschöne, wilde Landschaften eingefangen. Eine absolute Authezität umgibt den Film. Es wurde viel mit Untertiteln gearbeitet, statt alles auf Englisch zu drehen. Man hat Cast und Crew an ihre Grenzen gehen lassen und mit „The Revenant“ zwar keine neue Geschichte erzählt, aber zumindest etwas Eigenes erschaffen.

Deutscher Titel

The Revenant – Der Rückkehrer

Originaltitel

The Revenant

Originalsprache

Englisch

Erschienen

2015

Laufzeit

156 Minuten

Darsteller

Leonardo DiCaprio, Tom Hardy, Domhnall Gleeson, Will Poulter, Forrest Goodluck

Regisseur

Alejandro González Iñárritu

Buchvorlage

„Der Totgeglaubte“ von Michael Punke

Genre

Drama, Abenteuer, Biopic

FSK

ab 16 Jahren

 

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