Brandon Heat ist der äußerst stille und in sich gekehrte Held dieses düsteren und tragischen Abenteuers. Zusammen mit seinem besten Freund, dem charismatischen und ehrgeizigen Harry MacDowel, wächst er im Waisenhaus auf. Auch als Teenager sind die beiden immer noch unzertrennlich. Zusammen mit ihren Freunden Kenny, Nathan und Jolice leben sie in den Slums der Stadt. Verbrechen und Kriminalität gehören hier zum Alltag. Tote sind keine Seltenheit. Demnach ist es auch nicht verwunderlich, dass auch Brandon, Harry, Kenny und Nathan kleine Straßengauner sind, die krumme Geschäfte abwickeln und sich mit befeindeten Gangs prügeln. Sie sind so aufgewachsen und kennen es nicht anders.

Eines Tages taucht ein Mann namens Mad Dog Ladd auf. Er ist der große Bruder von Deed, einem Anführer einer befeindeten Gang. Und genau dieser tötet hinterhältig Jolice, Kenny und Nathan. Brandon und Harry, die nur dank der Hilfe von Bear Walken, einem Sweeper (Killer) der Mafiaorganisation Millenion, überleben konnten, schließen sich der Organisation an. Beide aus verschiedenen Gründen. Harry möchte Erfolg haben und uneingeschrenkte Freiheit genießen und Brandon will einfach nur in der Nähe seines besten Freundes sein. Außerdem befindet sich seine große Liebe, Maria, seit kurzem auf dem Anwesen von Big Daddy. Big Daddy ist der Boss und Gründer von Millennion. Alle Mitglieder von Millennion sind strengen Regeln unterworfen. Vor allem uneingeschränkte Loyalität wird erwartet. Wer eine der Regeln bricht, wird mit dem sofortigen Tod bestraft, ganz gleich ob es sich bei dem Verräter um ein Familienmitglied oder den besten Freund handelt…

Als ich die erste Folge sah, war ich mir nicht sicher, ob das wirklich der richtige Anime für mich ist. Nicht nur beginnt die erste Folge mitten drin bzw. kurz vor Schluss und wirft viele Fragen auf, wovon ich schon mal kein großer Fan bin. Sondern sie erweckt auch den Anschein, als sei „Gungrave“ ein typischer Sci-Fi- und Mysteryanime. Beides nicht wirklich bevorzugte Genre von mir. Glücklicherweise lebe ich nach der Regel, mindestens 5 Folgen einer Serie anzuschauen, bevor ich mich abwende. Ohne diese Regel hätte ich schon vielen meiner Lieblingsserien den Laufpass gegeben… Und „Gungrave“ zog mich bereits in der zweiten Folge total in den Bann. Die Mischung aus Drama, Krimi, Action und diversen Sci-Fi-Elementen ist wirklich hervorragend gelungen. Kaum zu glauben, dass es sich bei diesem Anime um eineVideospielverfilmung handelt. Meiner Meinung nach, bietet ein Spiel grundsätzlich eine schlechte Vorlage für eine Film- oder Serienadaption. „Gungrave“ gehört damit zur ersten positiven Ausnahme für mich.

Im Fokus steht die starke Freundschaft zwischen Brandon und Harry. Und ihre Veränderung und Weiterentwicklung innerhalb der Mafia. Ich kenne nicht viele Animes, in denen die Entwicklung der einzelnen Charaktere so im Mittelpunkt steht. Und nicht nur die Hauptprotagonisten entwickeln sich weiter, auch die Nebencharaktere durchlaufen ihre ganz persönlichen Entwickelungen, sowohl zum guten als auch zum schlechten.

Auch der Humor kam anfangs nicht zu kurz. Obwohl die Thematiken des Animes alles andere als heiter sind, gab es immer mal wieder ein paar witzige Stellen, die die düstere und bedrückende Stimmung ein wenig aufgelockert haben.

Wie gesagt, sind die einzelnen Charaktere, ihre Entwickelungen und ihr Zusammenspiel, das Herzstück von „Gungrave“. Obwohl der Anime die meiste Zeit in der Mafiaorganisation Millennion spielt, gibt es viele liebenswerte und sympathische Charaktere. Überhaupt zeigt „Gungrave“ sehr eindrucksvoll, dass Menschen nicht zwangsläufig als Monster geboren werden, sondern durch die Umstände und Gegebenheiten dieser Welt zu solchen gemacht werden… Neben all der Gewalt und der Kriminalität ist „Gungrave“ vor allem eins, eine traurige Geschichte über Freundschaft, Liebe und Loyalität.

„Gungrave“ ist einer der wenigen Animes die ich mir auf deutsch angesehen habe. Normalerweise bevorzuge ich den Originalton aber für „Gungrave“ wurden wirklich gute und passende deutsche Synchronsprecher ausgewählt. Ein großes Kompliment muss ich da Markus Pfeiffer aussprechen, der Harry MacDowel synchronisiert. Er weiß absolut perfekt, Harrys arrogante und selbstverliebte Art als auch seinen Charme und seine Intelligenz herüber zubringen. Er stellt, meiner Meinung nach, alle anderen Sprecher in den Schatten. Aber auch die anderen machen ihren Job echt gut, was wirklich nicht oft der Fall ist bei der deutschen Synchron für Animes. Bis auf ein paar wenige Ausnahmen und Harrys Zweitstimme war ich wirklich zufrieden.

Trotz der vielen positiven und lobenswerten Dinge, sind mir auch ein paar negative Sachen aufgefallen. Hauptsächlich zu finden in der zweiten Hälfte.

Die erste Hälfte ist eine Rückblende in die Vergangenheit. Und die zweite Hälfte beginnt dann ab Folge 1 im hier und jetzt und ist der Teil, der aus der Spielvorlage übernommen wurde. Ab da überwiegt dann auch der Sci-Fi- und Mysteryanteil. Was mich erstaunlicherweise gar nicht gestört hat. Was mich gestört hat war, dass sich ab da alles so hingezogen hat. Die Geschichte wird sehr langsam erzählt, was absolut passend war für die erste Hälfte und den Charakteren Zeit zum entwickeln gab. Aber für die zweite Hälfte war das Tempo zu langsam und es wurde ein wenig zu vorhersehbar, was die Spannung dann doch gedämpft hat. Das Ende war dann allerdings wieder absolut passend und grandios.

Auch wäre es, meiner Meinung nach, besser gewesen, wenn man inhaltlich mit Folge 2 angefangen hätte. Denn auch wenn man in der ersten Folge nicht viel verstand, so wusste man doch schon vom Tod einer der Figuren. Ohne dieses Vorwissen wäre die Serie noch mal um ein vielfaches spannender gewesen.

Und dann gab es da noch Mika, die eine wichtige Figur hätte sein können, wenn man mehr aus ihr gemacht hätte. Zunächst einmal fand ich sie für 13 Jahre viel zu erwachsen aussehend und viel zu abgeklärt. Wenn ich nicht gewusst hätte, dass sie 13 sein soll, hätte ich sie locker auf 16, 17 geschätzt. Sie sollte eine wichtige Figur sein, aber letztendlich wusste man nur wer ihre Eltern sind, mehr wusste man nicht über sie. Und das war doch recht wenig, vor allem da sie ab der zweiten Hälfte so eine große und wichtige Position einnahm. Die meiste Zeit war Mika nur mit weinen beschäftigt. Ich find’s wirklich schade, dass man nicht mehr aus ihr gemacht hat.

Episodenguide
01. Zerstörung in der Abenddämmerung
02. Young Dogs
03. Rain
04. Go
05. Millennion
06. Big Daddy
07. Five Years Later
08. Family
09. Dispute
10. Conflict
11. Heat
12. Kind
13. Betrayal
14. Die
15. Harry
16. Letter
17. Mika
18. Grave
19. Superior
20. Brother
21. Duty
22. Remorse
23. Daughter
24. Last Bullet
25. Then
26. Zerstörer in der Abenddämmerung

Deutscher Titel

Gungrave

Originaltitel

Gangureivu

Originalsprache

Japanisch

Erschienen

2003

Laufzeit

25 Minuten pro Folge

Episoden

26

Darsteller

Brandon Heat/Beyond the Grave, Harry MacDowel, Maria Asagi, Bear Walken, Big Daddy

Regisseur

Toshiyuki Tsuru

Spielevorlagen

Gungrave, Gungrave Overdose

Genre

Action, Drama, Krimi, Sci-Fi

Hinterlasse eine Antwort

Deine Email Adresse wird nicht veröffentlicht.