Erster Satz
„An einem Tag im kalten Juli 2002 hackte ein Mann namens José Paulo ein Loch in einen verrotteten Fußboden.“
Inhalt
Wir schreiben das Jahr 1904. Eine junge, mittellose Frau namens Hanna verlässt ihr Heimatland Schweden, um auf einem Schiff als Köchin zu arbeiten. Dort lernt sie den Steuermann Lars Lundmark kennen und lieben. Sie heiraten. Doch ihr Glück ist nur von kurzer Dauer, denn bei der Überfahrt von Schweden nach Australien stirbt Lundmark.
Bei einem kurzen Zwischenstopp verlässt Hanna im Morgengrauen heimlich das Schiff. Denn sie hält es keine Minute länger auf dem Schiff aus, auf dem ihr Mann starb. Statt Australien führt sie ihre Reise nun nach Afrika. In die portugiesische Kolonie Mosambik. Sie mietet sich in einem Hotel ein, was sich als eines der größten und beliebtesten Bordelle der Stadt herausstellt, dass sie später einmal leiten wird…
Das Leben in Mosambik ist nicht nur klimatisch ganz anders als Schweden. Auch die Sitten und Gebräuche sind ganz anders. Es gibt weiße Schäferhunde, die auf schwarze Menschen abgerichtet sind, Orte und Sitzplätze die nur für Weiße reserviert sind, Aufstände der schwarzen Bevölkerung werden von der Polizei blutig und brutal niedergeschlagen und die Tatsache, dass Schwarze in ihrem eigenen Land eigentlich nur als Untertanen leben, denen es nicht gestattet ist, Weißen in die Augen zu schauen oder zu widersprechen. Dies alles gehört in Mosambik zur Normalität. Und in jeder anderen Kolonie auch.
Es ist ein Land das Hanna fremd ist und das sie nicht versteht. Auch die Menschen versteht sie nicht. Weder die Europäer noch die Afrikaner. Das Leben zwischen Schwarzen und Weißen ist beherrscht von Unterdrückung, Verachtung, Wut, Misstrauen und Furcht. Wird es ihr gelingen, ihren eigenen Weg zwischen den weißen Rassisten, der schwarzen Bevölkerung und auch ihr persönliches Glück zu finden?
Persönliche Meinung
Anhand weniger Überlieferungen schrieb Henning Mankell dieses Buch. Es gab Anfang des 20. Jahrhunderts eine echte „Hanna“ die aus Schweden nach Mosambik auswanderte und dort ein Bordell leitete und sehr reich wurde. Wie sie hieß und wohin sie ging weiß niemand. Alle anderen Fakten, Geschenisse und Erlebnisse im Buch sind frei erfunden.
Ich musste mich persönlich erstmal in dieses Buch „einfinden“. Gerade am Anfang hatte ich Probleme in das Buch hinein zu finden. Die distanzierte und emotionslose Sprache hat es mir nicht leicht gemacht weiterlesen zu wollen. Ich habe zuvor auch noch nie ein Buch von Henning Mankell gelesen und wusste nicht was mich erwartet. Ich hatte es mir, vor dem Lesen, auch etwas anders vorgestellt.
„Erinnerung an einen schmutzigen Engel“ ist kein einfaches Buch. Sowohl was die Thematik als auch die Charaktere angeht. Das Buch widmet sich anspruchsvollen und bedrückenden Themen und ist anspruchsvoll geschrieben. Die Sprache ist schlicht, distanziert und oft emotionslos. Des Öfteren auch mit Symboliken ausgeschmückt.
Das Buch schaffte es über einen längeren Zeitraum leider nicht, mich hundertprozentig zu fesseln. Das änderte sich erst ab der Hälfte. Gerade die letzten Kapitel waren sehr stark, was meine Meinung noch mal in eine etwas andere Richtung beeinflusst hat.
Mit Hanna hat Henning Mankell keinen einfachen und gewöhnlichen Charakter geschaffen. Von Beginn an ist sie sehr passiv, naiv, unerfahren und versteht oft nicht, was die Leute ihr mitteilen wollen. Sie handelt oft nicht sondern lässt sich treiben. Trotzdem ist sie voller Widersprüche, denn sie kann oft auch sehr kühl und gemein zur hauptsächlich schwarzen Bevölkerung sein. Sie nimmt mit der Zeit selbst rassistischen Züge an, obwohl sie ihr widerstreben. Eigentlich keine richtige Identifikationsfigur. Das Buch begleitet also Hanna auf ihrem Weg, vor allem zu sich selbst, zu einer erwachsenen Frau. Des weiteren erhält man einen ehrlichen und schonungslosen Einblick in die damalige Zeit der Sklaverei und Rassentrennung. Auch Themen wie Zwischenmenschliche Beziehungen, daraus resultierende Konflikte und Widersprüche, Prostitution, Einsamkeit und die Suche nach sich selbst spielen eine Rolle in diesem Roman.
Außerdem lernt man Mosambik, das Land und die Leute kennen. Ihre Sitten und Gebräuche. Und über ihren Aberglauben. Leider bleiben die afrikanischen Charaktere, bis auf wenige Ausnahmen, eher blass und man erfährt nicht allzu viel von ihnen.
Das Buch empfand ich als realistisch und ehrlich und es hat mich auch zum nachdenken angeregt. Aber, wie gesagt, sagte mir der Schreibstil nicht so zu und die Geschichte konnte mich nicht so fesseln, wie ich es mir erhofft hatte.
Vielen Dank an Lovely Books und die Hanser Literaturverlage für die Bereitstellung dieses Buches. ♥
Deutscher Titel |
Erinnerung an einen schmutzigen Engel |
Originaltitel |
Minnet av en smutsig ängel |
Originalsprache |
Schwedisch |
Autor |
Henning Mankell |
Erschienen |
2012 |
Seitenanzahl |
352 |
Verlag |
Paul Zsolnay |
Genre |
Drama, Historie |
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