Die dreißigjährige Cassie hat bisher nicht viel erreicht im Leben. Sie wohnt wieder bei ihren Eltern und arbeitet in einem kleinen Café, wo sie mehr schlecht als recht über die Runden kommt. Auch Hobbys oder Freunde hat sie keine.
Vor 7 Jahren sah ihre Zukunft allerdings noch rosig aus, als sie, gemeinsam mit ihrer besten Freundin Nina, Medizin an einer renommierten Universität studierte. Als Nina vom beliebten und einflussreichen Studenten Alexander Monroe auf einer Party vergewaltigt wird, ändert sich das Leben der beiden Freundinnen schlagartig. Da Alkohol im Spiel war und angeblich keine hinreichenden Beweise für eine Vergewaltigung vorliegen, wird Alexander von allen Anschuldigungen freigesprochen und führt sein Studium fort. Nina und Cassie brechen ihr Studium, nach der verhängnisvollen Nacht, ab.
Nina ist mittlerweile tot und Cassie macht sich schwere Vorwürfe, dass sie Nina damals nicht beschützen konnte. Daher hat es sich Cassie quasi zur Lebensaufgabe gemacht, andere Frauen vor möglichen Vergewaltigungen zu schützen. Jeden Abend geht sie in Clubs und spielt die sturzbetrunkene, alleinstehende und hilflose Frau. Immer wenn die „netten Männer von nebenan“ Cassies vermeintliche Betrunkenheit ausnutzen wollen, erteilt diese ihnen eine gehörige Lektion. Als sie zufällig erfährt, dass Alexander Monroe demnächst heiraten wird, startet sie einen Rachefeldzug gegen ihn und seine Unterstützer…
Als ich zum ersten Mal den Trailer von „Promising Young Woman“ sah, war ich schon total begeistert und ich muss sagen, der Film ist wirklich gut geworden.
Die Regisseurin Emerald Fennell schrieb auch das Drehbuch und fand mit Carey Mulligan die perfekte Hauptdarstellerin für ihren Revenge Thriller. Fennell wurde sogar mit einem Oscar für Bestes Originaldrehbuch ausgezeichnet.
Carey Mulligan als Cassie Thomas ist einfach fantastisch und die perfekte Anti-Heldin. Aber auch die Nebendarsteller*innen machen ihre Sache gut. Die Besessenheit mit der Cassie vorgeht, ist manchmal schon erschreckend. Dennoch fand ich sie zu keinem Zeitpunkt unsympathisch und man fiebert immer mit ihr mit. Da ist definitiv ein Teil in einem, der sich wünscht, dass sie es schafft, wieder ein normales Leben zu führen. Selbst Ninas Mutter redet ihr ins Gewissen, die damaligen Geschehnisse endlich ruhen zu lassen und nach vorne zu sehen. Und als es gerade so aussieht, als ob Cassie die Kurve kriegt, kommt der nächste Schock um die Ecke. Und auch das Ende hat es in sich. Going out with a bang…
Rache für die beste Freundin
In den meisten Revenge Thrillern wird meistens von der Hauptfigur Rache genommen, für sich selbst, die Ehefrau, das Kind oder die ganze Familie. Dass die beste Freundin gerecht wird, habe ich sonst noch nirgendwo gesehen. Das ist schon mal ein Alleinstellungsmerkmal von „Promising Young Woman“.
Als einzigen Negativpunkt empfinde ich die Tatsache, dass man nie erfährt, woran Nina gestorben ist. Da sie wohl kurz nach der Vergewaltigung gestorben ist, liegt Selbstmord nahe. Aber letztendlich weiß man es nicht zu 100%. Sie könnte auch an einer Krankheit gestorben sein. Hier hätte ich mir definitiv eine Antwort gewünscht.
Kein Männerhasserfilm
„Promising Young Woman“ steht teilweise in der Kritik ein „Männerhasserfilm“ zu sein. Dies ist er aber definitiv nicht. Es geht nicht darum alle Männer zu hassen oder als „Schweine“ anzusehen. Außerdem dürfte jedem klar sein, dass nicht alle Männer Frauen ausnutzen und schlecht behandeln.
Im Film werden mit der Dekanin Elizabeth Walker und der ehemaligen Mit-Studentin Madison auch gleich zwei Frauen für ihr Fehlverhalten kritisiert. „Promising Young Woman“ kritisiert die Rape Culture in unserer Gesellschaft. Die Tatsache, dass dem Opfer die komplette oder zumindest eine Mitschuld geben wird oder dem Opfer auch gar nicht geglaubt wird. Und dass die berufliche Zukunft eines „Promising Young Man“ über die Unversehrtheit der weiblichen (oder männlichen) Opfer gestellt wird.
Dank Filmen wie „Promising Young Woman“ können und sollten wir selbst alle noch mal unser eigenes Verhalten reflektieren. Und manche Männer sollten sich definitiv fragen, warum es für sie ok ist, mit einer Frau Sex haben zu wollen, die bereits halb oder komplett bewusstlos ist… In Zeiten von #MeToo und der Streitfrage, ob Catcalling strafbar sein sollte, leistet ein Film „Promising Young Woman“ einen wichtigen Beitrag.
Deutscher Titel |
Promising Young Woman |
Originaltitel |
Promising Young Woman |
Originalsprache |
Englisch |
Erschienen |
2020 |
Laufzeit |
114 Minuten |
Darsteller |
Carey Mulligan, Bo Burnham, Laverne Cox, Jennifer Coolidge, Clancy Brown |
Regisseurin |
Emerald Fennell |
Genre |
Thriller, Drama, Comedy |
FSK |
ab 16 Jahren |
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