Erster Satz
„Als hätte er nur auf sie gewartet.“
Inhalt
Finkenwerder, ein Stadtteil im Bezirk Hamburg-Mitte, ist in heller Aufruhr. Die sechzehnjährige Lisa Theis ist seit Tagen verschwunden. Ist sie tatsächlich nur von zuhause abgehauen, so wie sie es in einem Streit mit ihrer Mutter angedroht hatte? Oder ist sie womöglich dem Frauenmörder, der sogenannten „Bestie“ zum Opfer gefallen, die vor Jahren den Bezirk in Angst und Schrecken versetzte? Vor drei Jahren tötete die „Bestie“ auf äußerst brutale und perverse Weise junge, hübsche Mädchen, mit langen schwarzen Haaren. Lisa passt damit genau ins Beuteschema des Mörders…
Die alte, verschrobene Berta Kirchberger, die von den Kindern im Ort gern als „alte Hexe“ bezeichnet wird, weiß mehr als alle anderen. Sie weiß, dass die Bestie wieder ihr Unwesen treibt und junge Mädchen entführt und tötet. Sie findet die Leichen. Sie kennt den Mörder. Doch sie wird schweigen…
Alex Lindner, ein ehemaliger Polizist, der inzwischen in Finkenwerder die Kneipe seiner verstorbenen Eltern leitet, ahnt, nach dem Verschwinden von Lisa, dass die „Bestie“ wieder zurück ist und etwas mit dem Verschwinden des jungen Mädchens zu tun hat. Vor drei Jahren jagte Lindner die Bestie vergebens und wurde wegen einiger gravierender Fehler aus dem Polizeidienst suspendiert. Wird es ihm dieses mal, auf eigene Faust gelingen, die Bestie zu kriegen?
Persönliche Meinung
Ich war erst etwas skeptisch, ob ein Thriller, der in Deutschland spielt, überhaupt spannend sein kann. Die Leseprobe hatte mich allerdings sehr neugierig gemacht und versprach spannende Unterhaltung bis zur letzten Seite. Während des Lesens wurde ich dann auch nicht enttäuscht und bekam einen absolut gelungenen Psychothriller präsentiert.
„Die Mädchenwiese“ verflechtet mehrere Handlungs- und Erzählstränge miteinander. So ist die Geschichte abwechselnd aus der Sicht von Berta Kirchberger, Sam Theis, Lisa Theis, Laura Theis und Alex Lindner geschrieben. Und sie wechselt nicht nur zwischen den Personen und Handlungsorten, sondern auch zwischen den Zeiten, der Vergangenheit und der Gegenwart, hin und her. Anfangs war es dadurch gar nicht so leicht, in die Geschichte hinein zu kommen. Aber als ich mich dann, im weiteren Verlauf, dran gewöhnt hatte, fand ich diese Erzählweise gerade gut so und sogar besser als die „normale“. Denn so hat man viele verschiedene Blickwinkel auf die Geschichte erhalten und die verschiedenen Charaktere kennen gelernt, die alle ihren Teil, ihr Puzzlestück, zur Geschichte beigetragen haben. Diese verschiedenen Blickwinkel haben die Charakter, für mich, interessanter und auch menschlicher gemacht.
Während des Lesens konnte man sich gut in die Charaktere hineinversetzten und mit ihnen mitfühlen. Und mitfiebern. Allen voran natürlich Berta, aber auch mit der Familie Theis fiebert man mit. Alex Lindners Geschichte fand ich zwar auch gelungen und gerade er ist eine wichtige Person im Thriller, aber so interessant wie Bertas Schicksal oder das von Familie Theis war seines nicht. Man hätte seine Geschichte, meiner Meinung nach, auch weniger ausbauen bzw. weglassen können.
Ein besonderer Punkt in diesem Buch ist, dass die Gewalttaten sehr detailliert und ausführlich beschrieben werden. Sowohl die Folterungen als auch die Vergewaltigungen. Ich denke, dass dürfte nicht jedermanns Geschmack sein. Ich war beim Lesen auch etwas erstaunt über die doch recht grafischen Schilderungen. Es hat dem Buch zwar keinen Abbruch getan, aber bei manchen Stellen wäre etwas weniger auch nicht verkehrt gewesen.
Es gibt in diesem Buch ein kleines, klassisches Möderraten, denn „Die Mädchenwiese“ schlägt verschiedene Fährten ein. Anfangs war ich mir ziemlich sicher, wer der Möder ist, aber durch die verschiedenen Fährten und Verwirrungstaktiken, war mir bald klar, dass meine erste Vermutung nicht die richtige sein muss. Ich hatte während des Lesens verschiedene Vermutungen, wer denn der Mörder ist. Einen kurzen Moment hatte ich sogar den wahren Mörder im Verdacht, aber wurde dann vom Buch geschickt auf eine andere Fährten gelockt. Sodass ich am Ende, bei der Auflösung, tatsächlich ein wenig erstaunt war. In den letzten Kapiteln ahnt man zwar, in welcher Verbindung Berta mit dem Mörder steht, aber da ja mehrere Verdächtige zur Auswahl stehen, bekommt man zum Schluss tatsächlich noch eine kleine Überraschung geboten.
Ein kleines Manko des Buches war für mich allerdings das Ende. Die Geschichte wurde allgemein recht langsam erzählt, aber am Ende ging dann plötzlich alles recht zügig von statten. Das Schlusstempo passte nicht zum restlichen Tempo des Buches. Einiges wirkte dann doch recht gehetzt. Und ein, zwei Stellen fand ich auch zu unrealistisch, für ein sonst recht realitätsnahes Buch. Der Epilog war zwar gelungen aber auch ein wenig unbefriedigend. Ich hätte persönlich gern noch mehr über die Bestie erfahren. Über seine Psyche und noch ausführlicher über seine Motive. Es wäre sicher auch sehr interessant gewesen, wenn das Buch auch noch aus seiner Sicht erzählt worden wäre. So hätte man noch mehr über ihn als Menschen und als „Monster“ bzw. „Bestie“ erfahren. Denn letztendlich war er ja irgendwo die Schlüsselfigur, blieb aber als Charaktere neben den anderen recht blass.
Vielen Dank an Vorablesen und die Ullstein Buchverlage für die Bereitstellung dieses Buches. ♥
Titel |
Die Mädchenwiese |
Autor |
Martin Krist |
Erschienen |
2012 |
Seitenanzahl |
416 |
Verlag |
Ullstein |
Genre |
Thriller |
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