Erster Satz

„Heute ist mein 13. Geburtstag.“

Inhalt

Was bedeutet es eigentlich, eine Frau zu sein? Wie sieht das weibliche Ideal aus? Was bedeutet Feminismus heutzutage? Und sind alle Frauen automatisch Feministinnen? Diesen Fragen geht Caitlin Moran in ihrem autobiographischen Werk auf den Grund. Dabei deckt sie so gut wie alle wichtigen „Frauenthemen“ ab. Zum Beispiel die Pornoindustrie, Selbstbefriedigung, Menstruation, Intim- und Ganzkörperrasur, allgemein westliche Schönheitsideale, das Muttersein, Abtreibung, Heirat, Sexismus, Gewichtsprobleme, weibliche Vorbilder und natürlich die Pubertät mit all ihren Tücken.

Caitlin Moran wuchs als das älteste von acht Kindern in Wolverhampton, England in einer Sozialbau-Siedlung in armen Verhältnissen auf. Schon im Alter von 16 Jahren, begann sie als Journalistin Artikel für den „Melody Maker“ zu schreiben, ein Jahr später für die „Times“. Heutzutage schreibt sie immer noch für die „Times“ und lebt mit Ehemann und Töchtern in London.

Persönliche Meinung

Es fällt mir nicht leicht, dieses Buch zu bewerten… Auf der einen Seite hat mich „How to be a woman – Wie ich lernte, eine Frau zu sein“ schon unterhalten, aber auf der anderen Seite, musste ich mich durch manche Kapitel regelrecht durchquälen und hatte spätestens nach der Hälfte kaum noch Lust das Buch überhaupt noch zu lesen…

Ich musste oft über den typisch britischen Humor und die teils unschuldige und naive Sichtweise der dreizehnjährigen Caitlin lachen. Es gibt ein paar witzige und interessante Anekdoten aus Caitlins Leben, wie z.B. ihre Hochzeit. Aber auch ernste Themen wie Abtreibung waren interessant zu lesen. Andere Dinge waren dagegen eher befremdlich. Das eigene Menstruationsblut trinken? Spülung in die Schamhaare reiben und stylen? Auf den Stuhl stellen und laut „Ich bin eine Feministin!“ rufen? Oder ein ganzes Kapitel über die damaligen und heutigen Selbstbefriedigungspraktiken der Autorin? Laut Eigenaussage sogar ihr größtes und liebstes Hobby mit Dreizehn… So genau wollte ich das gar nicht wissen. Hin und wieder hatte ich wirklich das Gefühl, einen sogenannten Schundroman statt einer Autobiografie vor mir zu haben, wegen der oftmals sehr vulgären Sprache und weil „diese“ Themen ständig angesprochen und breitgetreten wurden.

Während ich es gut finde, dass sie zu den meisten Themen eine offenere Meinung hat und oft gegen die gängigen Klischees und Ideale ist, hat sie manchmal eine zu einseitige Sicht. Zum Beispiel ihre, wie ich finde, sehr widersprüchliche Meinung zu Strippclubs, Burlesque und Poledancing. Strippclubs wurden von ihr regelrecht als Teufelswerk verschrien, während Burlesque und Poledancing, ihrer Meinung nach, emanzipiert, sexy und total spaßig sind. Erstaunt bin ich auch darüber, dass sie Leserin von Frauenzeitschriften wie „Vogue“ und „Cosmopolitan“ ist, die ja mehr oder weniger all das beinhalten, dass sie stört und verachtet.

Schade finde ich auch, dass sich Frau Moran nur auf die Nachteile des Frauseins konzentriert hat und die Vorzüge und Vorteile unberührt bleiben. Zum Leben einer Frau gehören doch nicht nur Nachteile, sondern auch viele Vorteile. Auch hier schildert sie eine, für mich, zu einseitige Sicht. Und fehlender Feminismus in muslimischen oder afrikanischen Ländern wird z.B. so gut wie gar nicht angesprochen. Auch sind ihre Ausführungen manchmal zu langatmig und ausführlich. Selbst die interessanten Themen waren oft zu lang.

Mich persönlich hat der autobiographische Teil mehr interessiert, als der feministische. Oft wird einfach beides zusammen gewürfelt. Eben ging es noch um das Leben der dreizehnjährigen Caitlin, einen Satz später plötzlich um die heutige Pornoindustrie. Das hin- und herspringen in den Zeiten und Themen hat mich manchmal schon genervt.

Eine Teilschuld an der Misere trägt auf jeden Fall die schlechte, deutsche Übersetzung. Ich habe mich im Internet etwas schlau gemacht und einen Artikel gefunden, in dem Originalpassagen mit der deutschen Übersetzung verglichen werden. Die Übersetzung ist viel derber und vulgärer als es im Originalton der Fall ist. Es scheint, als hätte die Übersetzerin extra krasse Schimpfwörter eingebaut, auch wenn sie im Originaltext gar nicht so vorkamen. Auch inhaltlich teilweise total verändert und sinnentfremdet. Ist mir beim Lesen auch aufgefallen, als von „Germany’s next Topmodel“ die Rede war oder Sätze mit „In Deutschland…“ anfangen. Also offensichtlich wurde das Buch an den deutschen Markt angepasst, statt Originalreferenzen, die man hier eventuell nicht versteht, beizubehalten. Das erklärt wohl auch den Erfolg des Buches in England und den Misserfolg in Deutschland. Schade, dass das Buch einer schlechten Übersetzung zum Opfer fiel. Ich denke allerdings, dass das Buch im Kern dasselbe ist. Inhaltlich zwar anders formuliert, aber die Thematiken bleiben dieselben. Im Englischen aber höchstwahrscheinlich trotzdem qualitativ besser.

Irgendwann hatte ich die Lust auf das Buch ziemlich verloren und war regelrecht genervt von Frau Morans Sichtweisen, die oft belehrend daher kamen. Ich musste mich wirklich zwingen, weiterzulesen. Ich habe auch nie mehr als 2 Kapitel pro Tag gelesen. Hätte ich es nicht rezensieren müssen, hätte ich es wahrscheinlich nie bis zum Ende geschafft, denn irgendwann war einfach die Luft raus. Was wirklich schade ist, denn das Buch hat durchaus Potenzial, was aber letztendlich leider nicht gut genutzt und umgesetzt wurde.

Vielen Dank an Vorablesen und die Ullstein Buchverlage für die Bereitstellung dieses Buches. ♥

Deutscher Titel: How to be a woman – Wie ich lernte, eine Frau zu sein
Originaltitel: How To Be a Woman
Originalsprache: Englisch
Autorin: Caitlin Moran
Erschienen: 2012
Seitenanzahl: 384
Verlag: Ullstein
Genre: Biografie, Humor

 

 


 

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