Seit über 15 Jahren berichtet Andrea David auf Filmtourismus über ihre Reisen zu bekannten und weniger bekannten Drehorten und Schauplätzen von Film und Fernsehen. Im Oktober diesen Jahres ist ihr Buch „Szene für Szene die Welt entdecken“ erschienen.

Du hast Filmtourismus vor über 15 Jahren gegründet, wie kam es dazu? Und hättest du je erwartet, dass Filmtourismus so groß und bekannt werden würde?

Das Thema Filmtourismus war bei mir schon lange vor dem Blog da. Ich habe Tourismusmanagement in München studiert und als Filmfan schließlich meine Abschlussarbeit über Filmtourismus, also genauer gesagt den Einfluss von Filmen auf die Wahl der Reiseziele, geschrieben. Durch die vielen Recherchen und Praxisbeispiele bin ich selbst auf den Geschmack gekommen und immer häufiger im Urlaub an Filmschauplätze gereist. Irgendwann wollte ich meine gesammelten Infos zu Drehorten bekannter Filme mit anderen teilen und habe hobbymäßig mit dem Blog Filmtourismus begonnen. Die Seite fand im Laufe der Zeit immer größeren Anklang und die Leser fragten mich nach weiteren Drehorten. Als die Nutzerzahlen weiter stiegen – heute sind es über 150.000 Leser im Monat – habe ich mich vor acht Jahren entschieden, aus meinem Hobby meinen Beruf zu machen.

Ich habe schon daran geglaubt, dass es das Thema irgendwann aus der Nische herausschafft und die Presse hat sich tatsächlich schon immer für das Thema interessiert, aber das meine Fotos auf Instagram so bekannt werden und ich irgendwann internationalen Medien Interviews geben werde, das hat dann doch meine kühnsten Erwartungen überstiegen. Und auch wenn jetzt hin und wieder Bilder in einzelnen Ländern viral gehen, fühlt sich das immer noch sehr surreal an.

Obwohl du auf Instagram mittlerweile über 800.000 Follower hast, schreibst du weiterhin auf Filmtourismus. Was gefällt dir am Bloggen?

Am Bloggen gefällt mir, dass ich nicht von den Algorhitmen der sozialen Netzwerke abhängig bin und dass die Leser dort auch leichter in älteren Beiträgen stöbern können.

Was hat deine Leidenschaft für Filme und Serien geweckt?

Meine allerersten Kinobesuche, darunter zum Beispiel zu „Jurassic Park“, haben mich unheimlich fasziniert.Zum einen begeisterten mich die Geschichten, zum anderen waren Filme und Serien auch mein Tor zur Welt, die ich unbedingt einmal selbst sehen wollte.

Erinnerst du dich noch an den allerersten Drehort den du je besucht hast?

Das war auf einer Schottland-Reise, auf der ich zufällig an einigen Drehorten vorbeikam, darunter das Eilean Donan Castle aus „Highlander“, das Tal Glen Nevis aus „Braveheart“ und Castle Stalker aus „Die Ritter der Kokosnuss“. Ich fand es magisch, wie die Orte mit ihrer filmischen Geschichte aufgeladen waren und somit noch intensiver auf mich wirkten.

Was reizt dich besonders an den Drehorten?

Das ist immer wieder ein Aha-Erlebnis, und egal, wieviel ich vorher recherchiert habe, weiß ich nie genau, was mich an den Drehorten erwartet. Wie sieht der Ort wirklich aus? Wie stark erinnert er noch an den Film? Wie wirkt er auf mich? Das Aufeinandertreffen von Fiktion und Realität fasziniert mich immer wieder aufs Neue.

Reist man als Filmtourist anders als als gewöhnlicher Tourist? Muss man bestimmte Dinge beachten?

Nicht alle berühmten Drehorte sind auch gängige Sehenswürdigkeiten. Gerade bei Locations in privaten Wohngegenden sollte man sich daher an ein paar Regeln halten, also zum Beispiel nur einen Blick von der Straße darauf werfen und nicht ohne Erlaubnis der Anwohner ein Grundstück betreten.

Wer sich dort höflich und zurückhaltend verhält, bekommt keine Probleme und kann sogar mit den Bewohnern über die Dreharbeiten ins Gespräch kommen. Mit seinem Verhalten als Filmtourist beeinflusst man, ob auch künftig Filmtouristen willkommen sind.

Was war dein schönster Drehort? Welches sind deine Lieblings-Filme? Und sind die dazugehörigen Drehorte auch deine Favoriten?

Es ist sehr schwer, sich für einen schönsten Ort zu entscheiden. Aber definitiv einer der beeindruckendsten Orte war für mich Wadi Rum in Jordanien. Die Wüste war schon als Drehort in „Lawrence von Arabien“ zu sehen, diente aber auch als Kulisse für Filmstoffe, die gar nicht auf der Erde spielen, wie in „Der Marsianer“, „Dune“ oder „Rogue One: A Star Wars Story“. Es ist wirklich überwältigend, diesen surrealen Ort einmal selbst zu besuchen. Ich empfehle aber immer, die Drehorte seiner eigenen Lieblingsfilme und -serien zu besuchen. Das sind meist die Reisen, die am meisten Gänsehaut verursachen, gerade wenn dann noch etwas Nostalgie mitschwingt. Bei mir ist das beispielsweise bei „Dirty Dancing“, „Forrest Gump“ und „Zurück in die Zukunft“ der Fall. Je mehr Nostalgie bei meinen Reisen mitschwingt desto intensiver ist oft auch das „wie-im-Film“-Gefühl vor Ort.

Reist du auch an Drehorte die dich persönlich nicht interessieren aber deine Leser und Follower?

Wenn etwas häufig gesucht wird, versuche ich meine Reisen entsprechend zu planen. Ich habe dadurch schon vieles geschaut, was ich davor nicht unbedingt auf dem Schirm hatte, sowie tolle neue Orte entdeckt. Die Inspiration geht also in beide Richtungen.

Reist du auch an Orte, die als Vorlage für Zeichentrick- und Animationsfilme dienten und demnach keine „echten“ Drehorte sind?

Ja, ich finde die Inspirationsorte dafür sehr interessant. Hin und wieder kommt es auch vor, dass Orte aus Animationsfilmen von Privatleuten nachgebaut werden, wie beispielsweise das Haus aus dem Pixar-Film „Oben“, welches ich in Utah in der Nähe von Salt Lake City gefunden habe.

An welche Drehorte möchtest du unbedingt noch reisen?

Ganz oben auf meiner Wunschliste stehen die Mittelerde-Schauplätze in Neuseeland. Eine Reise dahin war zwar schon des Öfteren geplant, hat dann aber aus den unterschiedlichsten Gründen bisher nicht geklappt.

Die alten „Star Wars“-Drehorte in Tunesien stehen für das nächste Jahr auf dem Programm und ich würde sehr gerne einmal auf Jamaika auf Spurensuche nach den 007-Locations gehen.

Schaust du Serien und Filme mittlerweile mit anderen Augen?

Ja, ich habe automatisch ab und zu die „Drehortbrille“ auf, also überlege schon mal währenddessen, ob das ein Studioset oder eine reale Location ist oder wo sich der Drehort befinden könnte.

Am 11. Oktober ist dein Buch „Szene für Szene die Welt entdecken“ erschienen. Was erwartet die Leser*innen?

Kurze und persönliche Reiseerzählungen zu legendären Drehorten, an denen ich in den insgesamt 18 Jahren Filmreisen besondere Begegnungen und Entdeckungen gemacht habe.

Und über 200 persönliche Filmtourismus-Tipps mit zahlreichen Fotos und genauen Adressen bzw. Koordinaten, damit man sich auch selbst auf Drehortreise begeben kann.

Wieso war es dir wichtig, neben deinem Blog und Instagram-Account, noch ein Buch über deine Reisen und Erlebnisse zu schreiben?

Ich wollte etwas hervorbringen, in dem die Leser in Ruhe schmökern können, ganz ohne Scrollen, Swipen, Zoomen und Klicken. Ohne Bildschirm träumt es sich meiner Meinung nach einfach noch besser an andere Orte und man findet mehr als nur das, wonach man sucht. Im Vergleich zu den Reiseberichten auf dem Blog erzähle ich im Buch viel mehr über die einzelnen Momentaufnahmen und gebe einen tieferen Einblick, wie die Drehorte auf mich gewirkt haben und welche Gedanken dabei aufkamen.

Bildquellen: © Andrea David

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