Seit einem Paraglidingunfall ist der verwitwete Millionär Philippe vom Hals abwärts gelähmt und kann sich nur noch Dank der Hilfe seines Rollstuhls fortbewegen. Als er auf der Suche nach einem neuen Pfleger ist, fällt ihm der schwarze, arbeitslose und frisch aus dem Knast entlassene Driss ins Auge. Dieser ist nicht wirklich interessiert an dem Pflegejob, sondern will nur für das Arbeitsamt eine Absage und eine Unterschrift, um weiter Arbeitslosengeld beziehen zu können. Philippe ist fasziniert von der unbekümmerten, lockeren und lebensfrohen Art des jungen Mannes.
Deshalb entscheidet er sich, zur Überraschung aller und gegen jegliche Vernunft, Driss als seinen neuen Pfleger einzustellen. Dieser ist zunächst nicht sonderlich begeistert von seinem neuen Job, lässt sich aber trotzdem auf die neue Herausforderung ein. Nach anfänglichen Schwierigkeiten entwickelt sich zwischen den beiden ungleichen Männern eine sehr enge Freundschaft…
Kein anderer Film war Ende 2011 bzw. Anfang 2012 so erfolgreich in und außerhalb Frankreichs wie „Ziemlich beste Freunde„. In Frankreich wurde der Film prompt zum erfolgreichsten, einheimischen Film überhaupt und in Deutschland zum erfolgreichsten Film des Jahres 2012. Selbst in den USA und Asien konnte die französische Komödie große Erfolge feiern. Der weltweite Hype war riesig und so verwundert es auch nicht, dass man „Ziemlich beste Freunde“ auch noch viele Monate nach Kinostart in den Kinos anschauen konnte.
An mir ging der Hype für diesen Film damals natürlich nicht vorbei. Allerdings muss ich gestehen, zu viele Rezensionen vorher gelesen zu haben und die vereinzelten Negativkritiken machten mich doch sehr skeptisch, sodass ich entschied, mir den Film lieber nicht anzusehen. Von „extrem Klischeebeladen“, „seichte, dämliche Unterhaltung“ und „unterstes Hollywoodniveau“ war die Rede. Letztendlich machten mir diese negativen Kritiken den Film doch ziemlich madig, muss ich gestehen. Es ist allerdings nie verkehrt sich seine eigene Meinung zu bilden, egal wie die Kritiken auch lauten mögen. Deshalb entschied ich mich nun, dem Film doch noch eine Chance zu geben. Er feierte am Montagabend seine Fernsehpremiere auf ARD, wo sage und schreibe 8,24 Millionen Zuschauer einschalteten, u.a. eben auch ich.
Der Film basiert auf der wahren Geschichte von Philippe Pozzo di Borgo, ein ehemaliger Geschäftsführer von Pommery, der seit einem Paraglidingunfall querschnittgelähmt ist und den ehemaligen Straftäter, den Algerier Abdel Yasmin Sellou, als seinen Pfleger einstellte. Die beiden ungleichen Männer verbindet eine, bis heute andauernde, enge Freundschaft.
„Ziemlich beste Freunde“ ist als Komödie gedacht, die ein ernstes Thema behandelt. Und das mit Humor, allerdings ohne dabei den Respekt vor den Menschen und der Thematik zu verlieren. Nichtsdestotrotz ist „Ziemlich beste Freunde“ auch ein Drama, vor allem wegen der Lebensumstände der Hauptcharaktere. Einsamkeit und Depressionen spielen auch eine Rolle. Meiner Meinung nach sind Komödie und Drama eine schwierige Konstellation, wobei es in „Ziemlich beste Freunde“ recht gut funktioniert, da er an den passenden Stellen ernst und an den passenden Stellen humorvoll ist. Was den Humor angeht, muss ich sagen, konnte „Ziemlich beste Freunde“ bei mir leider oft nicht punkten. Zum Beispiel die Stelle mit „Keine Arme, keine Schokolade“ fand ich absolut unwitzig und Driss übertrieben nervig. Auch Driss‘ Verhalten beim Briefe schreiben fand ich kindisch und nervig. Der Charakter neigt leider dazu, oft ins Lächerliche auszuarten, was die humorvoll gemeinten Szenen meist nervig statt witzig erscheinen lässt. Zumindest für mich. Auch die Ohrsache war nach dem zweiten Mal bereits nicht mehr witzig, aber Driss wiederholt sie immer wieder. Die großen Schenkelklopfer, wie die Theaterszene, wurden für mich durch Driss‘ Verhalten ruiniert. Statt zu lachen war ich eher genervt. Für eine Komödie natürlich fatal. Was sich letztendlich auch in meiner Bewertung bemerkbar macht.
Vielleicht liegt es an der deutschen Synchron? Da der Film natürlich nur auf deutsch lief, habe ich keine Vergleichsmöglichkeit. Eventuell klingt Omar Sy im Original weit weniger nervig als seine deutsche Synchronstimme. Das ist allerdings nur eine Vermutung. Es wäre schließlich nicht das erste Mal, das eine deutsche Synchron bzw. Übersetzung einen guten Film schlecht(er) macht als er eigentlich ist…
Schauspielerisch kann der Film absolut überzeugen. Alle Schauspieler wurden passend zu den Charakteren ausgewählt und spielen ihre Rollen glaubwürdig und mit Überzeugung. Vor allem François Cluzet, der den querschnittsgelähmten Philippe spielt. Durch die Behinderung seines Charakters hat er weit weniger schauspielerische Mittel zur Verfügung als seine Kollegen. Und ich finde er macht das absolut toll, seine Mimik sagt oft so viel mehr als Worte. Omar Sy gefällt mir auch gut. Das liegt allerdings mehr am Schauspieler selbst als an der Rolle (Synchron?!).
Das Herzstück des Films ist natürlich die ungewöhnliche Freundschaft zwischen Philippe und Driss, die den Film letztendlich, trotz seiner Schwächen, sehenswert macht. Arm und reich, schwarz und weiß, jung und alt, modern und konservativ treffen hier aufeinander und es macht Spaß diesem ungleichen Paar bis zum bittersüßen Schluss zuzusehen.
Deutscher Titel |
Ziemlich beste Freunde |
Originaltitel |
Intouchables |
Originalsprache |
Französisch |
Erschienen |
2011 |
Laufzeit |
112 Minuten |
Darsteller |
François Cluzet, Omar Sy, Anne Le Ny, Audrey Fleurot, Alba Bellugi |
Regisseure |
Olivier Nakache, Éric Toledano |
Buchvorlage |
„Ziemlich beste Freunde: Die wahre Geschichte“ von Philippe Pozzo di Borgo |
Genre |
Komödie, Drama |
FSK |
ab 6 Jahren |
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